Daniel Varujan, Träume und der Wind
Grüße, geehrter Gast.
Heute gibt es kein Gedicht von mir... Und damit meine ich: von mir. Denn heute möchte ich das Gedicht von Daniel (hey, wenigstens auch ein Daniel *grinsel*) Varujan einstellen, dass die armenische Professorin, Frau Prof. Dr. Drost-Abgarjan, bei der Vergangenheitsbewältigung zwischen der Türkei und Armenien rezitiert hatte. Dieses Gedicht, obwohl schon von tragischem Inhalt und nur in übersetzer Form vorliegend, hat mich doch bewegt- ich fand es gewissermaßen tragisch-schön...
Daher, ohne weitere Vorrede:
Daniel Varujan
Das Licht
Ich gehe zum Born des Lichts ...
Der Weg ist weit, gepflastert ist der Weg
Mit Feuersteinen, eingezäunt mit Myrtendornen.
Der Weg ist so krumm wie ein Lichtstrahl.
Ich gehe, gestützt auf meine zittrigen Knie,
Und aus meinen Knien, die meine Brüder nagelten,
Strömt mein warmes Blut.
Meine Brust keucht, Staub liegt auf meinen Wimpern.
Mein Herz ist ein leerer Krug,
Und ich gehe zum Born des Lichts ...
Das Licht ist schön, in der Höhe vergänglich,
Gerecht in der Verbeugung.
Einmal sah ich ein Teil meiner selbst
In der leuchtenden Seele meiner Mutter und
Auf dem grünen Grabhügel
Eines alten Helden unseres Dorfes.
Ich sah es am Mittag,
Wie es einem weißen Schmetterling gleich
Auf meiner lauen Fensterbank ging,
Wie es auf dem Bürgersteig oder auf der schmutzigen Straße
Mit milder Nachsicht
Warm wie frisch gemolkene Milch floß,
Wie es sich am Abend von Horizont zu Horizont
Zu Rubinflüssen ausrollte
Oder am friedlichen Himmel
Unwirkliche Tümpel bildete, in denen
Seeroseninseln aufflammten.
Ich sah es - und in meiner Seele erwachte
Die ungewisse und quälende Sehnsucht des Auswanderers
Nach einem Dorf - fremd und voll der Sonne.
Und nun gehe ich zum Born des Lichts ...
Das Licht ist die Braut meiner Sinne, Tochter Gottes.
Es ist des Universums Freudenwein,
Der eines Abends aus Jesus' Seite
Sintflutartig floß,
Wie die Vergebung nach unten floß, zu den
Um den Sündentisch versammelten Menschen,
In die leeren Kelche der Hoffnungslosigkeit.
Das Licht ist das Blut der Natur,
Die Krone der Nacht und das Gewand des Tages,
Der göttliche Agni (Anm.: Agni, der unsterbliche indische Feuergott)
Der, wie eine bei der Niederkunft gestorbene Mutter,
Den Agni mit den glühenden Pupillen
Gebärt im Augenblick ihres Todes,
Dessen Seele sich jeden Frühling von neuem regt
Im Teilchen und in den Gedanken der Menschen,
Für den die heiligen Ufer des Ganges
Noch von Opfern rauchen.
Und ich gehe zum Born des Lichts ...
Das Licht ist der Marmor der himmlischen Gesteine,
Aus dem die Kunst mit unsterblicher Phantasie
Marmorweiße Götter behaut.
In seinem Schoß werden
Düstere Dantes und gewaltige Homers geboren,
In seinem Schoß ist die Weisheit ein Lied,
Das in der tiefen Nacht
Die Dichter aus den Sternen trinken,
Damit sie es am Tage der Menscheit spielen.
Allen schenkt es sich, allen,
Es teilt sich und bleibt unteilbar,
Wie die Hostie - es ist die Hostie,
Die jeden Morgen auf unsere Tische hinabsteigt
Zum blutgetränkten Geheimnis der Fleischwerdung.
Und ich gehe zum Born des Lichts ...
Wieviele tausend, wieviele tausend Jahre
Muß ich so gehen?
Wie oft muß ich hinfallen, verwundet
Von den auf dem Weg liegenden
Felssprengenden Hammern meines Ziels?
Ich weiß es nicht - nur, o meine Brüder,
O meine Brüder, die ihr euch bekreuzigt,
Laßt mich allein auf meiner Reise!
So allein und so still, damit ich
Das Klopfen meines Herzens höre, diesen Gesang
Den ich unter zehntausend Gesängen ausgewählt habe.
Werft nicht
Auf meinen sonnenüberströmten, zu den Sonnen führenden Weg
Eure Schatten wie die dunklen Schwingen des Geiers.
Und ruft mich nicht
Zu euren fröhlichen Festen,
Wo die Menge eitel musiziert.
Müßig ist es, meinem Herzen
Jungfrauen zu versprechen - mein Herz ist ein leerer Krug,
Und ich gehe zum Born des Lichts ...
Eigentlich wollte ich jetzt noch etwas zu meinen Gedanken schreiben, über Träume, die ich in den letzten Nächten hatte und über den Wind, aber das erscheint bedeutungslos. So sei dieser Artikel einzig diesem Gedicht gewidmet...
Myr, Windwanderer
Heute gibt es kein Gedicht von mir... Und damit meine ich: von mir. Denn heute möchte ich das Gedicht von Daniel (hey, wenigstens auch ein Daniel *grinsel*) Varujan einstellen, dass die armenische Professorin, Frau Prof. Dr. Drost-Abgarjan, bei der Vergangenheitsbewältigung zwischen der Türkei und Armenien rezitiert hatte. Dieses Gedicht, obwohl schon von tragischem Inhalt und nur in übersetzer Form vorliegend, hat mich doch bewegt- ich fand es gewissermaßen tragisch-schön...
Daher, ohne weitere Vorrede:
Daniel Varujan
Das Licht
Ich gehe zum Born des Lichts ...
Der Weg ist weit, gepflastert ist der Weg
Mit Feuersteinen, eingezäunt mit Myrtendornen.
Der Weg ist so krumm wie ein Lichtstrahl.
Ich gehe, gestützt auf meine zittrigen Knie,
Und aus meinen Knien, die meine Brüder nagelten,
Strömt mein warmes Blut.
Meine Brust keucht, Staub liegt auf meinen Wimpern.
Mein Herz ist ein leerer Krug,
Und ich gehe zum Born des Lichts ...
Das Licht ist schön, in der Höhe vergänglich,
Gerecht in der Verbeugung.
Einmal sah ich ein Teil meiner selbst
In der leuchtenden Seele meiner Mutter und
Auf dem grünen Grabhügel
Eines alten Helden unseres Dorfes.
Ich sah es am Mittag,
Wie es einem weißen Schmetterling gleich
Auf meiner lauen Fensterbank ging,
Wie es auf dem Bürgersteig oder auf der schmutzigen Straße
Mit milder Nachsicht
Warm wie frisch gemolkene Milch floß,
Wie es sich am Abend von Horizont zu Horizont
Zu Rubinflüssen ausrollte
Oder am friedlichen Himmel
Unwirkliche Tümpel bildete, in denen
Seeroseninseln aufflammten.
Ich sah es - und in meiner Seele erwachte
Die ungewisse und quälende Sehnsucht des Auswanderers
Nach einem Dorf - fremd und voll der Sonne.
Und nun gehe ich zum Born des Lichts ...
Das Licht ist die Braut meiner Sinne, Tochter Gottes.
Es ist des Universums Freudenwein,
Der eines Abends aus Jesus' Seite
Sintflutartig floß,
Wie die Vergebung nach unten floß, zu den
Um den Sündentisch versammelten Menschen,
In die leeren Kelche der Hoffnungslosigkeit.
Das Licht ist das Blut der Natur,
Die Krone der Nacht und das Gewand des Tages,
Der göttliche Agni (Anm.: Agni, der unsterbliche indische Feuergott)
Der, wie eine bei der Niederkunft gestorbene Mutter,
Den Agni mit den glühenden Pupillen
Gebärt im Augenblick ihres Todes,
Dessen Seele sich jeden Frühling von neuem regt
Im Teilchen und in den Gedanken der Menschen,
Für den die heiligen Ufer des Ganges
Noch von Opfern rauchen.
Und ich gehe zum Born des Lichts ...
Das Licht ist der Marmor der himmlischen Gesteine,
Aus dem die Kunst mit unsterblicher Phantasie
Marmorweiße Götter behaut.
In seinem Schoß werden
Düstere Dantes und gewaltige Homers geboren,
In seinem Schoß ist die Weisheit ein Lied,
Das in der tiefen Nacht
Die Dichter aus den Sternen trinken,
Damit sie es am Tage der Menscheit spielen.
Allen schenkt es sich, allen,
Es teilt sich und bleibt unteilbar,
Wie die Hostie - es ist die Hostie,
Die jeden Morgen auf unsere Tische hinabsteigt
Zum blutgetränkten Geheimnis der Fleischwerdung.
Und ich gehe zum Born des Lichts ...
Wieviele tausend, wieviele tausend Jahre
Muß ich so gehen?
Wie oft muß ich hinfallen, verwundet
Von den auf dem Weg liegenden
Felssprengenden Hammern meines Ziels?
Ich weiß es nicht - nur, o meine Brüder,
O meine Brüder, die ihr euch bekreuzigt,
Laßt mich allein auf meiner Reise!
So allein und so still, damit ich
Das Klopfen meines Herzens höre, diesen Gesang
Den ich unter zehntausend Gesängen ausgewählt habe.
Werft nicht
Auf meinen sonnenüberströmten, zu den Sonnen führenden Weg
Eure Schatten wie die dunklen Schwingen des Geiers.
Und ruft mich nicht
Zu euren fröhlichen Festen,
Wo die Menge eitel musiziert.
Müßig ist es, meinem Herzen
Jungfrauen zu versprechen - mein Herz ist ein leerer Krug,
Und ich gehe zum Born des Lichts ...
Eigentlich wollte ich jetzt noch etwas zu meinen Gedanken schreiben, über Träume, die ich in den letzten Nächten hatte und über den Wind, aber das erscheint bedeutungslos. So sei dieser Artikel einzig diesem Gedicht gewidmet...
Myr, Windwanderer
Myr - 12. Mai, 23:08
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