Die Details sollen an dieser Stelle unerwähnt bleiben, aber gestern war ich noch ein wenig auf der Reise... besser gesagt wollte ich eigentlich einen ausgedehnten Nachtspaziergang durch die Grünflächen hier um die Ecke machen, da mich... gewisse Dinge da beschäftigen *zwinkert sphaerenklang zu*
Naja... Am Ende habe ich nicht so viel über dieses Thema gelernt, wie ich gern hätte, aber dennoch... ich habe darüber gelernt...
Allerdings... Hui, so einen physischen Weltenwechsel hatte ich in diesem Leben noch nicht... Ich ging über die Brücke, die die natürliche Wasseraufbereitungsanlage vom Ort trennt (na gut, das macht der Fluss unter der Brücke *grinst schief*), hing meinen Gedanken und - viel wichtiger - Gefühlen nach und freute mich, dass nun doch Nebel aufzog, obwohl vorher nichts davon zu sehen gewesen war. Die Omen waren vielversprechend, als ich auf dem Weg zur Brücke war, die Bäume raschelten ihre Grüße und so dachte ich eigentlich an nichts böses, als mich die erste Nebelbank umfing und ich zu diesem Zeitpunkt mein Bewusstsein auf die Welt ausbreitete, um über das besagte Thema nachzusinnen...
Ich spürte eine Veränderung, aber an dieser Stelle war sie noch nicht stark... Die nächste Nebelbank umschloss mich und jetzt traf es mich (während mein Bewusstsein irgendwo zwischen hier und überall verweilte)...
Die Umgebung sah... Nicht so aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Sehr ähnlich, aber nicht gleich. Die Sterne am Himmel waren anders, der Boden, die Bäume... nicht die gleichen wie zuvor.
Während ich weiterging und noch über mein Thema nachdachte, grüßte ich ein hutzeliges Wesen, das am Wegrand saß und sich mit irgendetwas beschäftigte - was es war? Keine Ahnung, erschien mir in dem Moment irrelevant... Allerdings fiel mir auf, das es ja unhöflich wäre, dieser Welt keinen Gruß zu entbieten und so folgte dieser auf dem Fuße...
Ach ja, was ich vergessen hatte: Zusätzlich zu der veränderten Umgebung war es auch merklich wärmer als zuvor...
Die nächste Nebelbank, auf den Feldern... Feldern? Ausgedehnte Nebelbänke abseits der Wege, durchbrochen von dunklen Hügeln und einsamen Bäumen... Wieder schien der Weg ein wenig anders zu sein als zuvor... Nicht mehr wie Stein und Kies, sondern eher wie... Knochenstücke...
Der Wolf bekam Kontrolle über die Beine und so krallte und trottete ich langsam vorwärts, als in den Feldern langsam Bewegung aufkam - raschelnde Geräusche, huschend. Zuerst dachte ich an Tiere, aber... Tiere würden mir kaum Angst einflößen... Und sich halbkreisförmig vor mir auffächern...
Ich ging weiter, ein Stück vor mir lag eine Reihe von Bäumen, die ich in dieser Welt noch nie überschritten hatte, weil mich etwas davor warnte... So auch in dieser Welt. Als ich weiterging erklang eine Stimme, ich solle von meinen Gedanken ablassen, ich wolle es nicht erfahren.
Ich dankte freundlich und ging weiter. Das Rascheln wurde lauter, kam nun von links und rechts des Weges... Näher, bald schon in den Büschen, die jetzt am Wegrand waren... Es wurde bedrohlicher und ich beschloss, doch lieber umzukehren.
Als ich mich von den Bäumen (die Umkehr war kurz nach dem ersten Baum) wieder etwas entfernt hatte, wandte ich mich noch einmal um... Da leuchteten zwei Stellen im Nebel, wo ich Rascheln gehört hatte... Vielleicht so hell wie eine große Kerze, eine Laterne, eine kleine Fackel oder ähnliches... Warm, Sicherheit versprechend...
Irrlichter. Ich hatte vorher in diesem Leben noch keine gesehen und so fand ich sie interessant. Was wusste ich über Irrlichter? Menschliche Erklärung: Sumpfgas, das entflammt war. An dieser Stelle war die Erklärung allerdings unwahrscheinlich - es gab vermutlich kein Sumpfgas und das Leuchten war definitiv nicht da, als ich in diese Richtung ging...
Also doch Irrlichter, Wesen, die Wanderer vom Weg locken und sich damit einen Happen ergattern wollten?
Wer weiß... Es leuchtete eben...
Ich ging weiter, das Rascheln folgte mir, verteilte sich wieder um mich herum... Präsenzen, recht viele... Der Wolf bekam Kontrolle über den ganzen Körper, murrte ein wenig über die gestutzten Klauen, die mit genug Energie versorgt waren, um Stein kleinzubröseln... Da ging ich also vorwärts, ein knurrendes Wolf-Mensch-Ding bereit, alles zu zerfetzen, was jetzt unvorsichtigerweise zu Nahe kommen sollte... Es wirkte... jedenfalls blieben sie auf Distanz.
Hier war ich deutlich unerwünscht, die Wege durch die Nebel brachten mich nur schrittweise zurück und offenbar nicht weit genug für jene Geschöpfe und das Wesen, dem die Stimme gehörte
"Kehre zurück in deine Welt" erklang diese erneut...
Ich versprach, zurückzukehren und in Frieden zu gehen, aber war gegenüber den Verfolgern eher aggressiv eingestellt... Ich meine - blöde hüpfende Irrlichter? Wär ja noch schöner... Demnächst kommen dann Glücksbärchis oder wie?
Als ich zurückblickte sah ich in der Ferne eine Gestalt stehen, etwa da, wo ich meinen Weg in diese Richtung beendet hatte, und zu mir blicken. Was es war kann ich nicht sagen, lumpige Stoffe verhüllten ziemlich alles...
Der Weg führte weiter zurück, vor der Nebelbank, an der ich den Wechsel bewusst wahrgenommen hatte, hielt ich inne "Dies ist die Grenze. Ich gehe in Frieden. Folgt mir nicht länger..."
Und sie blieben.
Dennoch, so ganz wieder in dieser Welt war ich noch nicht - erst hier wurde mir klar, dass die Nebelbänke nicht für sich allein in jeweils andere Welten führten, sondern einen stufenweisen Übergang boten. Vermutlich war ich gerade einmal an den Toren gewesen, als ich kehrt machte...
Ich ging weiter, besann mich wieder auf mein ursprüngliches Thema und versuchte, in diesem weiterzukommen
"Um Antworten zu erlangen, musst du vor den Rat treten." erklang eine, mir diesmal wohlbekannte, Stimme.
Mutter. Die Mutter...
Ein Blick zur Seite auf die neblige Gestalt goldener Energiefäden, die die Gestalt einer Frau mittleren Alters, von der man nichts sah als schlanke Hände und ein anmutiges, trauriges Gesicht, angenommen hatte... Eindeutig - Mutter...
Ich weigerte mich in dieser Sache vor den Rat zu treten... Nicht allein, weil ich gegen gewisse Mitglieder dieses Rates starke Abneigungen hege, doch auch, weil dies mein... unser... Thema ist, das geht jene, die man Götter nennt, nichts an...
Das erklärte ich ihr auch in eben jenem Tonfall... Sie wirkte ein wenig betrübt, verschwand dann aber... Ich weiß, dass sie es gut meint, aber an dieser Stelle bin ich der Wanderer, kein Kämpfer und Schoßhund irgendwelcher Wesenheiten...
Ich erreichte die Brücke und erst jetzt wurde mir ihre eigentliche Bedeutung bewusst, als ich Fuß auf sie setzte und die Veränderung wieder ruckartig über mich kam, alles wieder "normal" wurde.
Eine alte Brücke, die sich über einen Fluss spannt. Ein Weg in ein natürlich wirkendes Gebiet. Die Brücke selbst war das Tor... Wie klischeehaft. Ein leichtes Lächeln auf den Lippen ging ich weiter...
Zu Hause angekommen schrieb ich diese Reise nieder. In ausführlicherer Form als an dieser Stelle und mit mehr Details... Paranoia oder nicht, aber ich war sehr dankbar dafür, dass mir der Krieger zur Seite stand und über mich Schreiberling wachte, denn ich fühlte Gänsehaut über meinen Körper rinnen und spürte, wie immer wieder Dinge an meinen Schilden kratzten...
Windwanderer
Myr - 30. Okt, 09:11